Veranstaltung: | Kreismitgliederversammlung 14.09.2024 |
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Tagesordnungspunkt: | 2.2 Elf BDK Ersatzdelegierte |
Antragsteller*in: | Jacqueline Schmiedeke (KV Frankfurt) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 13.09.2024, 23:57 |
Jacqueline Schmiedeke
Selbstvorstellung
Liebe Freund*innen,
Gesundheit geht uns alle etwas an. Dass unsere Liebsten gut behandelt werden, wenn es ihnen mal schlecht geht, liegt uns allen am Herzen. Deshalb dürfen wir als GRÜNE nicht untätig dabei zusehen, wie unser Gesundheitssystem immer mehr und mehr droht, zusammenzubrechen.
Erinnert ihr euch daran, als ihr das letzte Mal im Krankenhaus wart oder jemanden dort besucht habt? Wie oft habt ihr eine Ärztin oder einen Arzt gesehen? Wie oft habt ihr Pflegepersonal getroffen, das sich für euch Zeit nehmen konnte und das entspannt oder gar ausgeruht zur Schicht kommen konnte? Wie oft habt ihr Essen bekommen, von dem ihr nicht noch kränker wurdet?
Spätestens während der Corona Pandemie haben wir alle gemerkt, wie wichtig dieser "systemrelevante" Bereich für unser Zusammenleben, ja für unser Überleben ist. Und dennoch haben Pflegerinnen und Pfleger seitdem nicht viel mehr bekommen als Klatschen und einen Blumenstrauß.
Die Realität in deutschen Krankenhäusern sieht schlimm aus. Überlaufene Notaufnahmen, heruntergekommene Gebäude, völlig erschöpftes und überlastetes Personal. Und das ganze beginnt schon bei der Ausbildung zukünftiger Ärzt*innen und Pflegekräfte.
Junge Medizinstudierende wie ich müssen nach 5 Jahren Studium und 2 Staatsexamen für 0€ bis 2€ die Stunde - das ist übrigens weniger als man fürs Arbeiten im Gefängnis bekommt - insgesamt 60h die Woche während dem "Praktischen Jahr" im Krankenhaus schuften. Obendrein arbeitet man dann noch in einem 20h Nebenjob, damit man die Miete bezahlen kann. Dabei gibt es insgesamt maximal 30 Fehltage, völlig egal ob man Urlaub braucht oder krank ist. Ist man länger als diese 30 Tage krank, so muss man Teile davon oder das ganze Jahr wiederholen. Das führt dazu, dass sich angehende Ärzt*innen ein Jahr lang krank zur Arbeit schleppen und übermüdet vom Nebenjob oder völlig verschuldet eine Vielzahl von Patient*innen teils alleine betreuen müssen. Behandlungsfehler sind vorprogrammiert. Nach dem letzten Examen geht es dann genau so weiter. Ich würde keinen Job im Krankenhaus bekommen, wenn ich nicht unterschreibe, dass ich "freiwillig" auf die Regelungen des Arbeitszeitgesetzes verzichte. Das bedeutet 24h Dienste ohne Pausen, nicht mal für die Toilette, und endlose unbezahlte Überstunden.
Und die Betroffenen wehren sich sogar. Anfang dieses Jahres wurden alle 6 Unikliniken in NRW bestreikt und bundesweit über 20 Häuser. Ich gehe seit Monaten mit anderen jungen Mediziner*innen auf die Straße und kämpfe für faire Bedingungen in der ärztlichen Ausbildung. Doch habt ihr etwas davon mitbekommen?
Währenddessen werden immer mehr kleine Häuser geschlossen, vor allem Frauen- und Geburtststationen, die sich finanziell kaum lohnen, wie beispielsweise im Krankenhaus Sachsenhausen, wo ich letztes Jahr noch ein - natürlich unbezahltes - Pflichtpraktikum gemacht habe.
Es kann nicht sein, dass Profit auf Kosten der Schwächsten und Kränksten gemacht wird. Dass es hauptsächlich migrantisierte Frauen sind, die unter prekären Verhältnissen Nachtschicht um Nachtschicht ihre Knochen und Gelenke kaputt schuften. Dass in einem der reichsten Länder Europas und der Welt alte Menschen in Pflegeheimen vereinsamen und dass bis heute die gesamte Medizin auf die Diagnostik und Behandlung ausschließlich weißer Männer ausgerichtet ist.
Es kann nicht sein, dass bis heute Gleichberechtigung ein Fremdwort in der Medizin ist und ich in der Klinik zu oft mitbekomme, dass Frauen, trans* Personen wie auch queere Personen nicht ernst genommen werden und ihnen die notwendige Behandlung verwehrt wird. Und das kommt nicht von irgendwo. Im Curriculum an den Unis ist Frauengesundheit nur ein Wahlfach. Es ist ein Armutszeugnis, dass es überhaupt freiwillig ist, ob man die korrekte Behandlung von Frauen auch lernt.
Wir müssen die Probleme des Gesundheitssystems an der Wurzel packen. Es braucht endlich Reformen des Medizinstudiums und der Pflegeausbildung, bei denen die Anliegen der betroffenen jungen Menschen auch gehört und berücksichtigt werden. Wir müssen aufhören, engagierte junge Menschen in großer Menge zu verheizen. Ein Gesundheitssystem, das die Menschen, die in ihm arbeiten, krank macht, kann die Menschen, die es brauchen, niemals gesund machen.
Deshalb kandidiere ich als Ersatzdelegierte für den Bundesparteitag.
Eure Jackie
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über mich:
- FINTA*-politische Sprecherin der GRÜNEN JUGEND Frankfurt
- Medizinstudentin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz
- B.Sc. Psychologie, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
- Mitglied der Hochschulgruppe "kritische Medizin"
- Anatomie- und Ultraschall-Tutorin
- Alter:
- 26
- Geschlecht:
- weiblich
- Geburtsort:
- Darmstadt